Unerwiderte Gefühle: Donner, Blitz und Regen


unerwiderte Gefühle

Vom Donner, Blitz und Regen
Ein Gastbeitrag von
Marie Gdaniec

unerwiderte Gefühle
unerwiderte Gefühle

UNERWIDERTE GEFÜHLE | DONNER, BLITZ & REGEN
(VON MARIE GDANIEC)

Vor einem Jahr zu dieser Zeit sind wir noch umeinander rumgetanzt,
sicheren Abstand wahrend sind wir unsicheren Schrittes aufeinander zu gewankt,
wenn wir uns zu nahe kamen, kam die Panik und wir sind voneinander weggerannt,
dass nichts von dem, was nächtliche Gespräche versprachen, passiert, war meine größte Angst,
jeden Tag, wenn wir uns sahen, war die Luft zwischen uns wie kurz vorm ersten Donner angespannt,
aber dass die Spannung und die Blitze jemand sehen könnte, davor haben wir gebangt,
damals war noch unklar, dass du dann doch irgendwann ins unbekannte Wasser mit mir sprangst.

Und heute, eine Tür, die selbstbewusst aufgeht,
ein Blick, der sicher durch den Raum wandert,
dann ein Zucken, als deiner meinen trifft,
ein erzwungenes Gespräch mit der am nächsten stehenden Person forcieren,
ich seh dein Herz förmlich rasen und es in deiner Brust pulsieren,
bloß nicht suggerieren, dass wir irgendeine Verbindung haben könnten
bloß nicht riskieren, dass da jemand was deuten könnte,
unter keinen Umständen dumme Sprüche kassieren,
es sollen ja schließlich keine Gerüchte kursieren,
lieber von jeder öffentlichen Interaktion mit mir isolieren,
ich weiß nicht, wovor du Angst hast, was soll denn schon passieren?
“Mm und mm sitzen aufm Baum“
aber damit muss ich mich halt gezwungenermaßen arrangieren,
will so gerne was sagen, aber gleichzeitig auch nichts von dem ruinieren,
könntest du dich und deine Gedanken bitte einfach irgendwie mal sortieren.

unerwiderte Gefühle

Es tut mir leid, dass ich einfach nicht weiß,
wie schnell ich gehen kann oder wie weit,
du sagst, du bist dir nicht sicher, was das hier ist und brauchst noch etwas Zeit,
um das herauszufinden und vielleicht ist das, was du willst, auch nur n bisschen Zweisamkeit,
aber nicht auf emotionaler Ebene versteht sich,
aber hey, klar bin ich total cool damit, dass das hier was Lockeres ist,
nee ich will auch keine Beziehung, bisschen Spaß ist doch toll,
ach keine Sorge, ich verlieb mich schon nicht in dich,
und wenn ich zugebe, dass das so richtig hart gelogen ist, wird genau das es sein, was uns entzweit,
würd so gern rausfinden, was hieraus vielleicht noch gedeiht,
du bist es gerade, der meinem Leben ein bisschen Abenteuerlichkeit verleiht,
und wenn dann Licht durch den Spalt in deiner Tür auf das Bett, in dem wir liegen, scheint,
merk ich, für das alles hier, bin ich im Gegensatz zu dir schon sehr sehr lange bereit.

# LESETIPP:toxische Beziehung

Hab das alles schon durchgespielt, wie wir das Ganze öffentlich machen, meine Freunde alle total überrascht tun müssen, obwohl sie natürlich von Sekunde 1 an alle Details hatten und jeden Chatverlauf mitgeschrieben haben, wie wir Händchen haltend an der Rheinpromenade entlang spazieren und über früher lachen, als wir das noch nicht durften, weil das alles geheim war.

Wie gesagt, hab das Spiel schon durchgespielt,
bin auf der Verliererseite, denn am Ende bin dann doch ich die, die das alles für was Ernstes hielt,
Amor hat mit stark gespanntem Bogen mitten auf meine Brust gezielt,
ich kann schwer damit umgehen, dass sich aber dein Gefühl meiner Kontrolle entzieht,
red mir ein, ich hätte viel mehr als dich und das hier, was auch immer das ist, verdient, aber f***, ich glaub ich bin leider doch n bisschen verliebt.

Und dann entstehen da so weirde Kussmomente, die eigentlich gar keine sind,
wo man kurz innehält und die Spannung steigt,
dafür sind und bleiben wir uns einfach zu fremd
es schon wieder zwischen meinen Fingern zerrinnt,
mein Herz zwischen deinen Fingern zerspringt,
ich will ja auch nicht, dass du hier irgendwas erzwingst
aber was tun wir noch hier, wenn es letztendlich alles nichts bringt,
du immer wieder zwischen „ich kann das nicht“ und „ich will dich“ springst,
wir am Ende nicht mehr werden als diese Geschichte, in meinem Kopf gespinnt.

unerwiderte Gefühle

Dieses Geheimnis, das ich mit dir, genau wie durchwühlte Laken nachts um 4 teile,
wenn ich gehe, du die Kissen aufschüttelst, bleibt nichts, kein Beweis, außer diese Zeilen, die ich schreibe,
ich dem ganzen jedes Mal aufs Neue eine Gnadenfrist erteile,
ich den Schlussstrich nach jedem neu geschriebenen Wort ziehen will,
dann doch immer ein bisschen länger als beim Mal davor in deinen 4 Wände verweile,
du hast es geschafft und mir meinen Willen enteignet.

Ich weiß ganz genau, die Vernunft muss siegen,
aber wenn ich dann schwer und schnell atmend neben dir liege,
du mir aufs Neue sagst ich solle meine Lippen über das eben Geschehene hier versiegeln,
ich zustimme, emotionale Unabhängigkeit predige und mich damit für dich verbiege,
dann tu ich das, um am Ende überhaupt irgendwas von dir zu kriegen.

Dass ich jede Songzeile jedes Lieds, das ich höre, auf dich münze ist schon schwach,
ich hab so sehr gewünscht, dass dieses Feuer,
das in mir seit deiner ersten Nachricht brennt, auch in dir entfacht,
aber das Gewitter, mit dem Donner so laut und den Blitzen,
die keiner sehen darf, hat zu starken Regen mitgebracht,
darin weiter umeinander rumzutanzen,
als wär Sommer und das alles irgendwie poetisch, wäre sehr unbedacht,
ich seh jetzt ein, diese Geschichte war schöner und weniger einseitig in meine Tagträume verpackt,
und genau deshalb habe ich jetzt einen Plan für mich gemacht,
jedes Mal, wenn ich einen Gedanken während eines Songs beim zu groß werden ertapp,
dann drück ich nicht auf Pause, sondern dann wird die Lautstärke angepasst,
auf Null.

unerwiderte Gefühle

Jede Note verliert an Bedeutung, wenn du sie mutest,
alles verliert seine Bedeutung, wenn du dem vermeintlichen Schicksal zu viel zumutest,
mein Kopf ist mit den Gedanken, die ich nicht einordnen kann geflutet
die Unsicherheit ist in das leere weiße Blatt vor mir genutet
ich starre auf die fehlenden Zeilen, während die Worte in mir unausgesprochen verbluten
ich kann es nicht mehr immer wieder bei dir versuchen,
weißt du, wegen dir hab ich ein Thema, ich werd’s jetzt als positiv verbuchen
und deshalb danke, vielleicht bist du nie mehr gewesen als meine Muse.

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ÜBER DIE AUTORIN: 

Marie Gdaniec

Marie Gdaniec


Marie schreibt schon seit sie schreiben kann und hat irgendwann das Hobby zum Beruf gemacht und schreibt nun zu Marketingzwecken. Damit auch die eigenen Gedanken einen Platz haben, steht sie seit Herbst 2017 auf den Slam-Bühnen Deutschlands und spricht unter anderem über unerwiderte Gefühle.

Marie schreibt schon seit sie schreiben kann und hat irgendwann das Hobby zum Beruf gemacht und schreibt nun zu Marketingzwecken. Damit auch die eigenen Gedanken einen Platz haben, steht sie seit Herbst 2017 auf den Slam-Bühnen Deutschlands und spricht unter anderem über unerwiderte Gefühle.


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er ignoriert mich
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4. August 2019

2 Kommentare

  • Kristina

    Ein sehr rührender Text von Marie. Ich danke dir für diesen Beitrag.

  • Samantha

    Wunderschönes Gedicht, das mich sehr berührt hat 🙂
    Ein schmerzvolles Dilemma. Aber es tut gut zu lesen, dass es anderen Frauen auch so geht und man damit nicht alleine ist!

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